Ein herzliches Grüß Gott und Willkommen im Ursulinenkloster Straubing

Wir sind eine Gemeinschaft von Frauen, die nach dem Vorbild der heiligen Angela Merici ein Leben in der Nachfolge Jesu führen. Wir wollen in unserem Leben - jede an dem Platz, an dem sie steht - die Liebe Gottes zu allen Menschen sichtbar und erfahrbar machen. Dabei möchten wir offen sein für die Fragen und Anliegen der Menschen um uns herum, der Menschen, mit denen wir gemeinsam unterwegs sind.

 

„Du sollst ein Segen sein …“

Unseren gemeinsamen Vormittag in Gemeinschaft von Schwestern und Aggregierten gestaltete Schwester Judith, wie immer sehr tiefgründig und anschaulich vorbereitet und durchgeführt, mit vielerlei Inhalten und abwechslungsreichen Methoden. Wir fanden zunächst eine gestaltete Mitte vor: Auf einem Tuch war in Muschelform gelegt ein Kreuz, davon ausgehend war strahlenförmig auf Papierstreifen das Wort „Segen“ in verschiedenen Sprachen zu lesen.

Danach näherten wir uns der Wortbedeutung von Segen: „benedicere“, d.h. „dem anderen etwas Gutes sagen.“ Das deutsche Wort „segnen“, vom lateinischen Wort „signare“ abgeleitet, bedeutet „bezeichnen“ im Sinne von „siegeln“ oder „besiegeln“. Christen besiegeln im Namen des Kreuzes.  Um dies eindrücklich wahrzunehmen, spürten wir dem „Kreuz“ in einer Körperübung nach und nahmen die vielerlei Kreuze an unserem Körper wahr. Dies vertiefte das Thema ganzheitlich. In der Mitte schlägt unser Herz und beim Armeausbreiten wurden wir gewahr, dass wir die Gestalt des Kreuzes in uns tragen.
Überlegungen, was, wann und zu welchen Gelegenheiten gesegnet wird, erweiterten das Spektrum ins Liturgische. Dabei wurde existentiell deutlich, was es bedeutet, gesegnet zu sein und selbst ein Segen zu sein: Damit Leben gelingen kann, braucht es unser Beten und Gottes Segen. Deutlich wurde: Es ist ein Segen, wenn Leben gelingt und Früchte trägt, es bringt Sinn und ist Zeichen von Gottes Nähe. Gesegnete Menschen erfahren Gnade: Begegnungen, Liebe, Bewahrung, Frieden und Lebenskraft sind Geschenke.

Sr. Judith brachte uns ferner biblische Stellen nahe, wo Segen gespendet wird, hob im Alten Testament den Aaronsegen hervor, der oft feierlich in der Messe gespendet wird.
Auch im Neuen Testament ist von Segnungen die Rede. Allen voran Jesu Segnung der Kinder, ferner Jesu Segnung beim Abendmahl und bei der Himmelfahrt. Anhand der ausgeteilten Bibelstellen tauschten wir uns in Kleingruppen aus, immer dem persönlichen Bezug nachspürend, um daraus eventuell auch einen Auftrag zu sehen oder zu finden.

Z.B. Segen verstanden als Gottes Wirken, der Sinn stiftet, Orientierung gibt und Gemeinschaften stärkt. Wir empfangen, bewahren und geben Segen weiter – sogar den Feinden, damit Versöhnung möglich wird. Und selbstverständlich durften auch Worte der hl. Angela zum Segen nicht fehlen: „Immerwährender Segen sei über euch allen“ liest man in Angela Mericis Testament. Und mütterlich zugewandt hört man sie vor ihrem Tod sagen:
„Aber zuvor umarme ich euch und gebe euch allen den Friedenskuss, indem ich Gott bitte, euch zu segnen. In nomine Patris, et Filii et Spiritus Sancti. Amen.“
Diese stärkenden Worte gaben Anlass, einander in der Runde den Kreuzessegen mit den Fingern bezeichnend weiterzugeben.
Ein wunderbar zusammengestelltes Büchlein voll ausgewählter Kostbarkeiten mit Segensgebeten aus dem Schatz der Kirche rundete den ans Herz und Sinn gehenden Vormittag ab.
Der Nachmittag war wie immer den Aggregierten mit ihren begleitenden Schwestern gewidmet und dem persönlichen Austausch seit dem letzten Treffen.
Nicht zu vergessen die wunderbare Abendmesse im Anschluss - schon zum Ursulafest - mit Pater Philipp als Zelebranten und dem Frauenchor aus Zeitlarn, der festliche Akzente mit Segensliedern setzte. Im Zentrum der Predigt standen die beiden mutigen Frauen Angela und Ursula.

Angela Merici schließt ihr Testament sehr liebevoll, mütterlich, zugewandt. Dahinter verbirgt sich „signare“. Das passt genau auf das, was die hl. Angela mit ihren Segensworten ausdrückt, nämlich „bezeichnen, siegeln, besiegeln“. Für mich ist dies zugleich ein Auftrag, es ihr gleich zu tun, „Du sollst ein Segen sein“.

Für die Aggregierten: Margot Maier